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Katze Molly - Kindheitsanthologie - Telegonos

Diese Sammlung mit Beiträgen von 21 Autoren (auch von mir), möchte einen Beitrag leisten, um Kindern Freude zu schenken. 21 Erzählungen, Erinnerungen, Kindheitsgeschichten, Geschichten für Kinder, illustriert mit Bildern von Kindern. Tauchen Sie ein in die Welt der Katze Molly. Der Erlös aus dem Verkauf dieses Buches geht als Spende an das Kinderhilfswerk 'Global Care'. https://www.amazon.de/dp/B07JMZ7LYL?fbclid=IwAR2SsGE4kH8WW_Q81ulRpA-lTFd9bFDon7AOC-LlVwjKcKmjEArjwpHfFqs

Leseprobe aus meinem Beitrag dazu: Mieze Minka - Kätzchen über drüber

 

Regen prasselte an die Fensterscheiben. Der Sturm wirbelte die Wassertropfen vor sich her, bis sie irgendwo dagegen platschten. Gelangweilt kniete ich auf der Eckbank aus massivem, dunkel gebeiztem Eichenholz, in der alten großen Stube meiner Großeltern. Mit den Ellenbogen stützte ich mich ab und lehnte mich gegen die Fensterscheibe. Die Tropfen, die an die Scheiben klatschten, vereinten sich mit den anderen und rannen als Rinnsal entlang der Holzrahmen hinunter. Mit dem Zeigefinger zeichnete ich auf die angelaufenen Scheiben kleine Figuren. Die Fenster waren nicht sonderlich groß und ein Kreuz teilte die Scheiben in vier gleich große Flächen. Oma bückte sich und fütterte den Tischherd mit Holz. Die Flammen prasselten auf. Eine wohlige Wärme breitete sich innerhalb der alten Wände aus, die zur Hälfte aus massivem Holz und zur anderen Hälfte aus Ziegeln bestanden. Die Suppe köchelte am Herd vor sich hin und im Rohr brutzelte ein leckeres Hühnchen.

 

Zu gerne wäre ich jetzt draußen herumgetollt. Pfützen springen war einfach zu lustig. Leider hing ein kräftiges Gewitter über uns. Donner und Blitz erschreckten mich. So blieb ich brav im Trockenen.

„Oma, weißt du, wo Schnurli ist?“ Mir fehlte meine Katze.

„Nein, die wird sich wohl irgendwo ins Trockene geflüchtet haben“, antwortete Oma, ohne ihre Arbeit zu unterbrechen.

„Wo ist denn Opa?“

„Er ist unterwegs um eine Milchkuh zu kaufen. Aber das weißt du ja. Schließlich fragst du mich das jetzt schon zum hundertsten Male.“

„Aber er ist schon so lange weg.“ Meine schlechte Laune verstärkte sich.

„Das dauert eben seine Zeit. Vor Mitternacht rechne ich nicht, dass er es nach Hause schafft. Ist ein weiter Fußmarsch. Warum setzt du dich nicht hin, nimmst dir ein Blatt Papier aus der Tischlade und die Farbstifte und malst etwas?“

„Keine Lust“, meckerte ich. „Wann kommt Mama?“

„Am Abend, wie immer.“

„Und Papa?“

„Auch!“

„Wieso arbeiten sie denn? Sie könnten doch auch hier am Hof leben, so wie du und Opa?“

„Leider geht das nicht, meine Kleine. Schließlich müssen sie Geld verdienen, damit ihr bald in das Haus ziehen könnt, dass Papa und Mama bauen.“ Omas Stimme klang schon leicht genervt.

Das verstand ich nicht. Ich brauchte kein Geld. Und das Haus, dass meine Eltern gerade bauten, gefiel mir gar nicht. Da waren ja nur rote Wände aus Ziegeln und Dach war auch keines drauf. Außerdem hatten meine Eltern keine Zeit für mich. Ständig mussten sie arbeiten. Ich sah sie kaum noch. Und Opa? Der hat mich auch nicht mitgenommen! Dabei wäre ich so gerne mit ihm auf Wanderschaft gegangen. Mit einem: „Das ist zu weit für dich“, war er fortmarschiert. Ob er auch dieses Mal wieder eine Kuh oder ein Kälbchen mit nach Hause brachte? Neugierig lugte ich aus dem Fenster.

Langsam zogen die Gewitterwolken weiter. Der Regen ließ nach. Ich schlüpfte in meine Gummistiefel und zog mir den Regenmantel über. Ungestüm lief ich ins Freie. Es donnerte nur mehr ganz leise und weit weg. Aber um Opa sorgte ich mich schon ein bisschen. Ich hatte ihm versprochen, während seiner Abwesenheit, auf unsere Tiere am Hof achtzugeben. Viele waren es ja nicht. Unser Pferd namens Gretl, die Kühe Rosa und Liesl, die uns ihre schmackhafte Milch schenkten und das Schweinchen ohne Namen. An das alte Stallgebäude grenzte ein Holzverschlag, in dem auch noch drei Hasen, in kleinen Käfigen, untergebracht waren. Sie hatten trotzdem genügend Platz. Hin und wieder bekam eine der Häsinnen Junge. Aber irgendwie verschwanden die alle. Oma konnte sich das auch nicht erklären. Ich lief in den Stall, um die Gretl, Rosa und Liesl zu besuchen. Die Kühe kauten Heu und starrten mich aus ihren dunklen Kugelaugen gelangweilt an. Gretl blies durch ihre Nüstern und machte ein merkwürdiges Geräusch, so als wollte sie sagen: „Wo warst du denn?“

Ich griff in meine Hosentasche und fischte ein Stück Würfelzucker heraus, das ich mir noch schnell geschnappt hatte. Vorsichtig nahm sie es mir mit ihren weichen Lippen aus der flachen Hand. Es kitzelte und ich musste lachen. Ich holte den Striegel aus der Ecke, wo auch die Gabel sowie der Krampen gelagert waren. Während ich Gretl am Rücken mit der einen Hand streichelte, striegelte ich im selben Tempo abwechselnd mit der anderen Hand ihr Fell. Sie warf den Kopf zurück, wieherte kurz. Das sollte wohl als Zustimmung gelten. Sie genoss dieses Prozedere. Ich musste die Hände nach oben strecken, um auch am Rückgrat entlang, das Fell bürsten zu können. Meine Größe entsprach nicht unbedingt meinem Alter von fünf Jahren. Ich stand daher teilweise auf Zehenspitzen, um alle Stellen am Rücken zu erreichen. Gretl stellte die Ohren auf und ließ ein zufriedenes Abschnauben hören. ...